Von der Kochschule in die Technik? Yes, you can!

Nicole Kögler von Waagen Kögler in St. Peter ob Judenburg

Von der Kochschule in die Technik? Yes, you can!

Von der Kochschule in die Technik? Yes, you can! 900 700 Waagen Kögler

Interview und Beitrag von: LET’S TECH

Wer wa(a)gt gewinnt: Das Motto des Familien­unter­nehmens Waagen Kögler. Ein Motto, das Tochter Nicole leibt und lebt. Nach der HLW entschied sie sich zu einer Kehrtwendung – und stieg von der Kochschule direkt ins Unternehmen ein. Plötzlich standen täglich Elektro- und Informations­technik am Programm. Ob das einfach war? Nein. Aber warum sich das Wa(a)gnis gelohnt hat und was Waagen eigentlich mit Elektrotechnik zu tun haben, erzählt uns Nicole hier!

Waagentechnikerin – das ist kein alltäglicher Beruf. War dir immer klar, dass du in diese Richtung gehen wirst?

Nein, eigentlich gar nicht. Natürlich war es für mich naheliegender als für andere, da meine Familie schon seit 1930 mit dem großen Bereichsfeld der Wägetechnik auseinandersetzt – der Geschäftsführer ist mein Papa. Aber ich habe immer geglaubt, ich würde später in einem Büro sitzen, so von sechs bis zwei, und dann heimgehen. Ich war ja auch auf keiner technischen Schule, sondern habe die HLW-Matura gemacht. Dort musste ich aber zwischen der dritten und vierten Klasse ein 12-wöchiges Praktikum machen. Und damit hat alles angefangen.

Zuerst wollte ich es mir einfach leicht machen und dachte mir, ich gehe neun Wochen zu Bizerba nach Wien – das ist die Firma, von der wir hauptsächlich die Waagen und Schneidemaschinen beziehen. Danach war ich noch 3 Wochen bei uns in der Firma, bei meinem Papa, und da habe ich gemerkt: Das ist es. Es war mir gleich klar. Nach den drei Wochen bin ich sofort zu meinem Papa hin und habe gesagt: Ich möchte das gern machen, ich könnte mir das für immer vorstellen. Da hat er sich schon sehr gefreut.

Von der HLW in die Technik – war der Umstieg schwierig?

Ich habe zuerst trotzdem noch die HLW fertig gemacht, weil ich sie schließlich schon angefangen hatte und es nur mehr um zwei Jahre ging. Außerdem dachte ich mir, dass mir das Wissen in Rechnungswesen später sicher helfen würde, wenn ich wirklich einmal als Geschäftsführerin tätig sein will. Nach der Matura habe ich mir dann zwei Jahre Zeit gegeben, um mich an die Firma zu gewöhnen. Es gab so viele verschiedene Dinge zu lernen, da wollte ich mich nicht gleich in eine neue Ausbildung stürzen. Nach diesen zwei Jahren in der Firma habe ich mich aber so sicher gefühlt, dass ich mir den Elektrotechnik-Lehrgang nebenher zugetraut habe – und damit habe ich in der HTL Kapfenberg angefangen.

Natürlich war am Anfang vieles neu, weil die Wägetechnik sehr speziell ist. Im Studium habe ich all die Grundlagen gelernt, die mir gefehlt haben – den Unterschied zwischen Wechselspannung und Gleichspannung zum Beispiel. Oder das Programmieren selbst: Wie programmiere ich eine Steuerung? Ich weiß jetzt, was die Waage im Inneren wirklich machen muss. Und es hat mich einfach so interessiert, das hätte ich mir nie gedacht! In der HLW dachte ich mir immer: durch ist durch (lacht). Jetzt habe ich in der vierten Klasse im ersten Semester fast nur Einser.

Das Lernen fällt mir so viel leichter, wahrscheinlich auch, weil der Praxisbezug da ist. Wenn ich etwa frage: Wo brauche ich einen Operationsverstärker? und dann konkrete Beispiele als Antwort bekomme, kann ich es viel besser verknüpfen. Irgendwann ergeben die ganzen Puzzleteile im Kopf Sinn, sodass du dir sagst: Ja klar. Das kann nur so funktionieren. Und das ist dann schon wirklich cool, wenn man diese Zusammenhänge versteht.

Das heißt, dass Elektrotechnik und IT in deinem Berufsalltag eine große Rolle spielen?

Auf jeden Fall – wie, das ist ganz unterschiedlich. Es kommt immer auf die Waage an. Es gibt Waagen zum Feinwiegen bis hin zum groben Wiegen, von medizinischen Waagen über Systemwaagen in der Gastronomie bis hin zu Industriegeräten, die in einer Anlage verbaut sind – und zum Beispiel das Etikettieren übernehmen. Wenn automatisch ein Etikett aufgeklebt wird, sind in den Geräten Elemente wie Netzteile und Kondensatoren verbaut. Dann natürlich auch CPUs – das heißt kleine Computer –, und eine Neuentwicklung sind mittlerweile die Touch-Displays.

Kunden, die mit den Systemwaagen etikettieren, bieten wir den Service, dass wir die Daten auf die Lebensmittelinformationsverordnung prüfen. Oft müssen auch mehrere Waagen über ein Netzwerk miteinander verbunden werden. Es spielt also nicht nur die Elektronik selbst eine Rolle, sondern in den letzten Jahren geht es immer mehr in Richtung Softwaresysteme. Da läuft zum Beispiel ein Warenwirtschaftssystem im Hintergrund, mit dem der Kunde über die Artikelverwaltung bis hin zu Berichten alles erledigen kann.

Übernehmt ihr auch das Programmieren selbst?

Ja. Wir machen vom Verkauf bis hin zum Kundendienst alles. Im Prinzip läuft es so ab: Ich fahre zum Kunden hin, höre mir an, was er gern hätte und überlege mir dann mit ihm gemeinsam ein Konzept, beziehungsweise schlage ich eine Lösung vor. Wenn das Konzept gekauft wird, stelle ich alles vor Ort auf. Entweder ich programmiere die Artikel dann mit dem Kunden gemeinsam oder ich schule ihn ein …

Das ganze Interview finden Sie unter: https://www.letstech.at/nicole-koegler-von-der-kochschule-in-die-technik/